"IN THE HEART OF THE CENTRE"

Die Geschichte:


Nun ist es fünf Jahre her, dass wir unsere erste CD gemacht haben. "Back to the roots, we're not from" war eine durchaus nachhaltige Erfahrung: nicht nur, dass das Echo der Mundharmonika mittlerweile in weiter Ferne hallt, sondern auch die Feststellung, dass die Live-Atmosphäre doch besser zu uns passt als ein High-Tech-Musik-Studio. Wir brauchen halt die körperliche Nähe, den Schweiß der Anderen, die Spucke, die Vibrationen, die im Raum wabern, kurzum: die Energie, die sich im Raum konzentriert und jenen Groove hervorruft, den wir immer wieder "the ghost of good old josie" nennen (obwohl den doch niemand außer mir jemals kennen gelernt hat). Deshalb steht auch immer irgendwo ein leerer Stuhl herum, damit seine ehrenwerte Spiritualität höchst persönlich Platz nehmen darf. "To join the young lads would have been a very special present for me, if ever I would have had the chance, to play with them. Unfortunately I was dead, before they'd associated." So oder ähnlich würde sich Josie wohl geäußert haben, wenn ihm der liebe Gott eine Reinkarnation erlaubt hätte. Josie's Ghost indessen kommt ab und zu von den heiligen Feldern zu uns herab, sei es in Gestalt eines Regenbogens, wie kurz vor dem Konzert in Santa Maria vor drei Jahren beim großen Mare Agosto Festival auf den Azoren, oder als stiller Begleiter eines wunderbaren kanadischen Musikers namens Dave Goodman,DaveGoodman
der uns geholfen hat, unser neues CD-Baby auf die Welt zu bringen.

Und so komme ich nun zum Anlass dieses kleinen Tagebuchs - die Produktion unserer neuen CD.

"In the heart of the centre" ist mal wieder ein Wortspiel, einfach deshalb, weil wir Wortspiele ebenso lieben wie die Musik. Und: irgendwie haben wir das Gefühl, dass wir nach fast vierzehn Jahren gemeinsamer Musik genau dort sind, wo wir auch hingehören - im Herzen der Mitte.
Wir haben einen ganz großen Zeit-Bogen gespannt. Auf der CD sind Stücke zu hören, die wir auch in den ersten Monaten unserer Existenz als Musikgruppe schon gespielt haben, und die wir endlich mal auf technisch angemessene Art und Weise produzieren wollten. Und dann sind da einige "neue" Stücke, die bisher - wie die "alten" übrigens auch - auf keiner unserer bisherigen CDs zu hören sind (sieht man mal von der Live-CD "Full House" aus dem Jahr 1997 ab, die sowieso nur die ganz treuen Fans besitzen - nicht wahr Webmaster?).
Zum ersten Mal gibt es neben den vielen Cover-Versionen und Traditionals auch ein "eigenes", selbst komponiertes Stück: "Santa Maria" ist die Geschichte unseres größten Abenteuers als Band, und eine liebevolle Erinnerung an wunderbare Begegnungen und eine herrliche Azoren-Insel.
Aber auch die übrigen Stücke kommen zum Teil im neuen Gewand daher, und die Energie, die in ihnen steckt, ist ebenso hörbar wie der Spaß, den wir beim produzieren hatten.
Dave Goodman, Bluesgitarrist und Balladensänger, der die Aufnahmen gemacht hat, war ein großartiger Mentor: er hat uns "gehört" und das, was er hörte, hat er mit gutem Ohr auf einem Harddisc-Recorder festgehalten. Er hat uns ermutigt, wenn wir nicht so recht wussten, was wir mit dem einen oder anderen Stück machen sollten. Er hat die kleinen Fehler gehört und Vorschläge gemacht, wie es leichter geht. Er hat die Seele in der Musik gespürt und sie aus uns heraus gekitzelt. Und ich weiß, dass es auch ihm Spaß gemacht hat.
An dem Wochenende in meinem Haus, als wir das Esszimmer mit alten Teppichen, Wolldecken, japanischen Tatamis, Rollen für Trittschalldämmung und einem Helmholz-Resonator in ein kleines Aufnahmestudio verwandelten, stand ein Stuhl in der Zimmerecke. Ein dicker, alter Mann saß darauf, die Arme über seinem dicken Bauch gekreuzt, ein Lächeln im Gesicht, die Mütze auf dem schütteren Haupt leicht nach hinten geschoben. James Josie McHugh, der gute alte Geist aus Ardara, County Donegal, trank genüsslich seinen Jameson, und seine Füße wippten im Takt der Waltzes, Jigs, Reels und Balladen ...

Und so ist alles zusammen gekommen, was sich in knapp vierzehn Jahren aufgebaut hat: vierzehn kleine Musikstücke, die genau das wiedergeben, was wir sind. Sie enthalten das Beste, was wir geben können - all das Gute, das wir im Esszimmer in den alten Teppich des Hauses gewebt haben: die Musik eben, die aus unseren Herzen kommt, und die ihre Mitte gefunden hat ...Fertsch!

 

Die Stücke

Crooked Jack (by Wolfe Stephens, arr. JWRB)

Das Lied gegen die Knochenarbeit unter Tage und eine Mahnung an Arbeitssüchtige. Thomas spricht bei unseren Live-Auftritten immer von der Hymne der Tiefbau-Berufsgenossenschaft. Denn wer ständig buckeln muss, bekommt davon garantiert einen krummen Rücken und obendrauf auch noch einen Spitznamen - "Crooked Jack". Dieses alte Arbeiterlied habe ich Mitte der siebziger Jahre zum ersten Mal von Dominic Behan singen gehört. Das Arrangement kam während der ersten Probeaufnahmen zu dieser CD über uns, als wir irgendwo zwischen dem Jig und dem Reel hin und her taumelten. Und wenn man sich weder für den 6/8- noch für den 4/4-Takt entscheiden kann, weht plötzlich ein südlicher Wind von den Anden heran - und schon entsteht etwas ganz Neues. Ob Josie in einem früheren Leben wohl ein peruanischer Indianer war ?

Willie: Lead Vocals & Mandolin
Bernd: Dobro, Harmony Vocals & Bodhrán
Thomas: Low Whistle
Jürgen: Electric Baritone Guitar & Percussion

The Blue Jig and the Green Jig (Trad. arr. JWRB)

Bernd Vogelei, unser Gitarrist, hat seit kurzem ein neues Spielzeug: eine Resonator -Gitarre (Anmerkung des bereits oben erwähnten Webmasters: nein, das hat nichts mit Schwarzenegger zu tun!)dobro, auch Dobro genannt. Damit kann man - wie man hört - irische Jigs begleiten, sogar mit Blues-Akkorden - wie beim "blue" Blarney Pilgrim. Dass es beim Morrisson's Jig zum Schluss traditionell grün und heftig wird, liegt in der Natur der Sache. Up with the asses, folks !

Bernd: Dobro, Guitars
Thomas: Flute & Whistle
Willie: Fiddle & Tenorbanjo
Jürgen: Acustic Bass

The High Road (by Tim O'Brien, arranged by Ian Melrose & Tina McLoughlin, re-arranged by JWRB)

Eigentlich ist "The High Road" ein melancholisches Liebeslied - a song, to carry me away. Tina McLoughlin hat vor drei Jahren eine wunderschöne Instrumental-CD mit dem Titel "Just for now" aufgenommen. Die CD enthält auch eine einzige Ballade, ein Stück von Tim O'Brien, das uns voll ins Folk-Herz gefahren ist. Und so konnten wir nicht anders, als es gnadenlos zu adaptieren, ein bißchen zu beschleunigen, und unserem Bassisten und Keyboarder Jürgen Schöffel den rockig-rhythmischen Teppich zu schaffen, damit seine ausgeprägte Stimme im blauen Gras reiten kann. What a power !

Jürgen: Lead Vocals, Acustic Bass & Percussion
Bernd: Guitar & Harmony Vocals
Thomas: Tinwhistle
Willie: Mandolin, Tenorbanjo & Harmony Fiddles

Hey Sandy (by Harvey Andrews, arr. JWRB)

Lied über einen von vier Studenten, die bei einem Studentenprotest gegen den Vietnam-Krieg in der Kent State University erschossen wurden. Bernd hat das Stück, das wir schon früher häufiger gespielt haben, neu arrangiert und eine - wie ich meine - wunderschön-traurige Ballade daraus gemacht.

Bernd: Lead Vocals & Guitar
Jürgen: Keyboards
Thomas: Low Whistle
Willie: Mandolin & Harmony Vocals

Back home in Derry (by Bobby Sands, arr.JWRB)

Van Dieman's Land ist die Metapher für eine ehemalige englische Gefangeneninsel unweit der australischen Küste. Der Text besingt die brutale, unmenschliche Situation an Bord der Schiffe, mit denen Rebellen, Unglückselige und Kriminelle dorthin deportiert wurden ebenso, wie die rauhen Lebensbedingungen auf der Insel selbst. Viele Gefangenen haben das nicht überlebt. Das Lied selbst jedoch ist gar nicht so alt. Bobby Sands, ein alter IRA-Kämpfer, hat es in den 70er Jahren für seine Kumpels in den H-Blocks geschrieben und bei den nächtlichen Konzerten der Gefangenen durchs Schlüsselloch gesungen. Das Stück wurde mittlerweile von diversen Sängern schon dermaßen abgenudelt, dass man sich kaum noch traut, es zu singen, geschweige denn auf eine CD zu bringen. Dass wir es trotzdem getan haben, hängt damit zusammen, dass es unsere heimlichen Outlaw-Seelen berührt. Wir haben einige Akkorde verändert (F statt D - für die Insider), und so, als wären wir damit groß geworden, klingt der Männergesang im Refrain auch ein bißchen wie der Chor in "Ronja Räubertochter" - mit vollster Absicht !

Willie: Lead Vocals
Jürgen: Electric Baritone Guitar, Keyboards & Harmony Vocals
Bernd: Guitar, Dobro & Harmony Vocals
Thomas: Low Whistle

The Teatotaler's Reels (Trad.arr. JWRB)

Ganz ohne Alkohol: drei schottische Reels, ein bißchen Swing und der Mut zur Langsamkeit in einem Medley, das wir seit ca. 10 Jahren auflegen. Nach dem "totalen Tee" folgt "Spootaskerry", ein Reel, den ich auf der ersten "Ossian"-LP in den siebziger Jahren gehört habe. Wir begleiten das Stück übrigens mit den Akkorden von "Whispering" - auf Deutsch: Lass mich dein Badewasser schlürfen! Der dritte Reel heißt "Sleep soo'd in da morning" (oder so ähnlich). Aly Bain und die "Boys of the Lough" haben das Stück 1976 bei einem Folk-Festival in Ingelheim in mein Ohr gebohrt. Genau so klingt es auch, wenn wir in der "Orange" unsere erste Zugabe spielen - mit dem kleinen Unterschied, dass ich mich "live" leider nicht klonen kann, um gleichzeitig Mandoline, Banjo, Fiddle und Bodhrán zu spielen. Aber zum Glück gibt's ja die Möglichkeit von "over-dubs" (wörtlich übersetzt = Über-Dubliners) ...

Thomas: Tinwhistle, Flute & Bodhrán
Jürgen: Acustic Bass
Bernd: Guitars
Willie: Mandolin, Tenorbanjo, Fiddle,

Ashokan Farewell (by Jay Ungar &
The Ookpik Waltz Trad.arr. JWRB)

Zwei wunderbare Melodien, wie ich finde ! Das erste Stück ist von Jay Ungar, und ich habe es 1994 zum ersten Mal auf einer CD von Mark O'Connor im Duett mit Pinchas Zukermann gehört. Etwa zur gleichen Zeit wurde es von David Grisman gemeinsam mit dem Geiger Daniel Kobialka aufgenommen. Wenn man diese beiden Versionen kennt und sie von Musikern gespielt hört, die in ihrer Virtuosität einzigartig sind, braucht man viel Mut, um das Stück trotzdem ins eigene Repertoire aufzunehmen. Zehn Jahre habe ich gebraucht, um mich schließlich ranzuwagen, und obwohl ich nicht nach Noten spielen kann, konnte ich die Melodie sofort spielen. Der Walzer-Rhythmus drängt sich förmlich auf. Es ist, als sei das ganze Stück nur auf eine einzige Note hin geschrieben worden, dieses gewisse "C" am Ende des Melodiebogens, welches das Stück auch von anderen abhebt. Der zweite Walzer ist ein so genanntes Traditional und stammt aus dem Norden Amerikas. Die Inuit glauben, dass ein Ookpik eine Eule ist, die die Seelen der Toten davon trägt. Bernd und ich haben den "Ookpik-Waltz" bereits auf unserer "VogelBurger"-CD eingespielt, doch der "Rest der Band" wollte bei dem Stück auch unbedingt einmal mitspielen. Und so kommt es hier mit neuem Swing daher. Waltzes waren auch James Josie "White" McHugh's Lieblingsstücke. Die alten Damen in der "Green House Bar" in Ardara, County Donegal, waren geradezu verzückt, wenn er seine Fiddle unters dicke Kinn klemmte und die "good old waltzes" anstimmte. Dann schnappten sie sich die jungen, männlichen Touristen und schleuderten sie im 3/4-Takt durch die Kneipe, kichernd wie pubertierende Mädchen beim Abschlussball. Ich habe (Helmut Zacharias möge mir verzeihen) beide Walzer gegen jeden Widerstand, den mir die Fiddle entgegenbrachte, ins Mikrofon gezittert und knappe fünf Minuten lang gebetet, dass ich die richtigen Töne treffe. Nach dem Motto: Wer lange genug sägt, findet endlich auch Spöhne (ein weiteres Wortspiel: Töne und Spähne - lach' nicht, Mo !!!) habe ich es schließlich geschafft, puuhh...

Willie: Twin Fiddles
Thomas: Flute
Jürgen: Acustic Bass
Bernd: Guitar & Dobro

Ordinary Man (by Peter Hames, arr. JWRB)

Stell dir vor, du kommst morgens zur Arbeit und hast keine mehr ! Die Aktualität dieses Liedes ist ungebrochen. Nicht nur deshalb wollten wir das Stück bereits auf unsere erste CD bringen, doch wir sind irgendwie damit nicht klar gekommen. Auch dieses Mal haben wir gefeilt, gesägt, gehämmert und geschraubt - und trotzdem lief es nicht so richtig. Zumindest am Anfang. Und als uns das Lied schon fast zur Arbeitslosigkeit verdammt hatte, traf sich Bernd nach unserem Afternoon-Rehersal am späteren Abend mit Herrn Jameson persönlich - und schon war's passiert. Ich hätte es ihm vorher sagen können: Wer Jameson schlabbert, lädt automatisch James Josie "White" McHugh zum Mittrinken ein. Kein Wunder also, wenn's plötzlich grooved und rockt, dass es kracht.

Bernd: Lead Vocals & Guitar
Willie: Mandolin & Harmony Vocals
Thomas: Low Whistle
Jürgen: Electric Tenor Guitar, Acustic Bass & Keyboards

Santa Maria (by Willie Burger, arr. JWRB)

Im Frühling 2001 war ich mit meiner Frau zwei Wochen im Haus unserer guten Freude Ingeborg und Michael Schumann in Pompejana, einem kleinen norditalienischen Dorf östlich von San Remo an der Riviera Liguria. In dem Haus sind die Zimmer alle übereinander - wie in einem Turm. Das Schlafzimmer liegt in der mittleren Etage oberhalb der Küche und man kann durch ein aufklappbares Glasfenster nach oben ins Wohnzimmer schauen. Von dort aus geht man auf die Dachterasse hinaus, um einen vorzüglichen Blick auf das tiefblaue Mittelmeer zu haben. Ich habe oft da oben gesessen und mein Kopf war voll mit Melodien. An einem Nachmittag, als Rita, meine Liebste, unten im Schlafzimmer Siesta hielt, klimperte ich auf meiner Gitarre herum. Plötzlich kam eine Melodie und eine Akkordfolge aus mir heraus, die mir in den folgenden Tagen nicht mehr aus dem Sinn gehen sollte. Rita kam schlaftrunken nach oben und sagte einfach nur: Was war das für eine schöne Melodie?! Da wusste ich, dass ich auf dem richtigen Weg war. Ich notierte mir die Akkorde und begann, dazu einen englischen Text zu formulieren. Einige Wochen zuvor hatte sich unser musikalisches Engagement beim Musikfestival Mare Agosto auf der Azoreninsel Santa Maria geklärt, und so schrieb ich voller Vorfreude die Geschichte, wie es dazu gekommen war. Der im Lied besungene Protagonist heißt Johannes Resseguier ("brass blowing wonder")Johannes Resseguier, ein echter, nach Santa Maria ausgewanderter Butenbremer und spielt die Tuba, "... which even was bigger than him." Das Lied haben wir dann - bis auf die letzte Strophe - auf Santa Maria beim Festival als allerletztes Stück gesungen, vor mehr als 4.000 Festivalbesuchern, den anbrandenden Atlantik im Rücken, gerade mal 50 Meter entfernt. Da die Geschichte um diesen für uns spektakulären Auftritt sehr nachhaltig in unseren Erinnerungen baumelt, ist auch das Lied etwas länger geworden. Dank an Dave Goodman für seine Hinweise als "Lektor".

Willie: Lead Vocals & Mandolin
Bernd: Guitar, Dobro & Harmony Vocals
Jürgen: Electric Baritone Guitar & Harmony Vocals
Thomas: Tinwhistle

Little Wing (by Jimi Hendrix, arr. JWRB)
including "Finore" (by Davy Spillane, arr. JWRB)

Hätte Sting im Jahr 1987 diese wunderschöne Ballade von Jimi Hendrix auf seiner Doppel-LP "Nothing like the sun" nicht wiederbelebt, wäre das Stück vermutlich auch nicht von den Corrs entdeckt worden, sondern in der Vergessenheit versunken. Wenn man diese beiden Versionen des Stücks kennt und auch das Original noch im Ohr hat, das good old Jimi mit seiner brüchigen Stimme ins Mikrofon gekrächzt hat, mag man kaum glauben, dass es danach noch eine andere Version geben könnte....
Das Instrumental am Anfang und am Ende des Stückes stammt aus der Kompositionsfeder des legendären irischen Pipers Davy Spillane. Die Melodie kam bei einem Probetermin über uns, als Bernd e-minor6 und a-minor6 auf der Gitarre verknüpfte und Thomas mich fragte: Kennste den ? (damit meinte er die Melodie). Spiel mal, sagte ich. Thomasthomas flötete "Finore" und es passte so gut zu Bernd's Akkorden, dass Jürgen mit dem Keyboard einstieg und fis-minor6 sowie den chromatischen Abgang runter auf e-minor6 reinmischte. Ich schnappte mir das Bodhrán, legte einen tiefen Beat darunter und "... ein summender Ton strömte fort, wie wenn er hinter den Flügeln der Zeit herginge" (Jean Paul). Und dann begann Jürgen, Juergensingt"Little Wing" zu singen. Ich kriege heute noch eine Gänsehaut.

Thomas: Low Whistle
Jürgen: Lead Vocals, Acustic Bass & Solo Bass
Bernd: Guitar & Harmony Vocals
Willie: Bodhrán & Djembe

Trippin' up the stairs (Trad. arr. JWRB)

Unser Opening-Instrumental-Medley, das wir seit mehr als 10 Jahren bei jedem Konzert entweder als erstes oder als zweites Stück spielen. Und alten Freunden sollte man nicht untreu werden. Den ersten und den zweiten Jig kennt jeder, weil jeder auch mal "die Stufen rauf und die Frau des Quakers" küssen möchte. Der dritte Jig vereint eigentlich mehrere Melodien. So etwas passiert meistens in der dritten Phase im Leben von Folk-Musikern, wenn man nicht nur den Titel des Stücks, sondern auch die Melodie vergessen hat. Dann mischen sich ähnliche Stücke zu etwas ganz Neuem. Eine dieser eingewebten Melodien hat Thomas geschrieben, als er mit gebrochenem Zeh im Krankenhaus lag - "The Broken Toe". Die andere Melodie habe ich auf der ersten und einzigen LP von "Alba" gehört, einer sensationellen Folk-Formation der Siebziger Jahre, auch die schottischen "Planxty" genannt. Und die dritte Melodie ? Ja, wenn ich das noch wüsste. .. also, Folks - die Steppschüchen anziehen und losklackern. Dabei immer an die strammen Tänzerinnen und Tänzer in Riverdance denken. Und den Oberkörper steif halten, Männer !

Willie: Mandolin, Bouzouki & Tenorbanjo
Thomas: Flute & Tinwhistle
Jürgen: Acustic Bass
Bernd: Guitar
Thomas' Playground (trad. arr. by Thomas Wehner)

Bei so vielen Balladen braucht Thomas irgendwann auch mal den Raum, um sich so richtig austoben zu können. Und das tut er hier gleich viermal: mit zwei Bodhráns und zwei Whistles. Ein virtuoses Duell mit sich selbst und um die unter Folkies entscheidende Frage, in welcher Tonart das Stück "The Dunmore Lassies" denn nun eigentlich gespielt wird. Diese Letzte aller Fragen klärt Thomas auf seine ganz eigene, unnachahmliche Art.

Fiddler's Green (by W. Connolly, arr. JWRB)

So wird der Himmel der Seeleute genannt. Dieses Lied ist die Version von W: Connolly, und es enthält die authentische Atmosphäre eines typischen 19.-Jahrhundert-Seefahrer-Liedes. Und wenn der Himmel tatsächlich so schön ist, dann möchte ich irgendwann einmal als Seemann sterben. Das Lied singe ich schon mehr als dreißig Jahre, doch erst als ich im Jahr 1990 Bernd Vogelei traf (diese Geschichte wurde bereits auf unserer ersten CD erzählt), kamen die passenden Akkorde dazu. Und als wir es zum ersten Mal gemeinsam spielten, konnte ich schon nach der ersten Strophe nicht mehr weitersingen, weil mir die Stimme im Hals stecken blieb. Ich habe selten bei eigenen Liedern geweint, doch bei Fiddler's Green flossen die Freudentränen wie's Bächlein auf den himmlischen grünen Wiesen.

Willie: Lead Vocals & Fiddle
Bernd: Guitar, Dobro & Harmony Vocals
Jürgen: Electric Baritone Guitar
Thomas: Tinwhistle

Ride on (by Jimmy McCarthy, arr. JWRB)

Wir spielen das Lied bei Konzerten grundsätzlich immer als letztes Stück, immer als letzte Zugabe (wenn's denn welche geben soll !) Manchmal werden dann Feuerzeuge entfacht und kleine Gasflammen zittern im Äther verrauchter Kneipen. Die Zuhörer summen mit, der Wirt knutscht seine Liebste, Freundschaften werden geschlossen, irgend jemand unterdrückt stille Tränen. Also wird "Ride On" auch als letztes Stück auf dieser CD zu hören sein. Es gibt zu dieser Ballade eigentlich nichts weiter zu sagen, sie erzählt sich von selbst: "Ride on, see you. I could never go with you, no matter how I wanted to..."

Bernd: Lead Vocals & Guitar
Thomas: Concert Flute
Willie: Fiddle & Harmony Vocals
Jürgen: Electric Baritone Guitar & Harmony Vocals

Songbook

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